Die Handglocke

IMG_0011Die Handglockenmusik ist die moderne Renaissance einer altertümlichen Volkskunst. Die Geschichte der Handglocke kann bis in das Jahr 1600 v. Chr. Nach China zurückverfolgt werden. Der Buddhismus trug dann zur weiteren Verbreitung des Handglockenspiels bis nach Kleinasien bei. In diesen asiatischen Ländern wie auch in weiten Teilen Afrikas galten Handglocken als kultische Instrumente, die beispielsweise bei religiösen Riten Verwendung fanden.

Die Kreuzzüge brachten die Handglocken schließlich auf den europäischen Kontinent. Hier wurden Handglocken zunächst als rituelle Instrumente bei Begräbnissen und in Kirchen gespielt. Etwa ab dem 12. Jahrhundert benutzen sie dann auch Bettler und die städtischen Ausrufer, um auf sich aufmerksam zu machen.

Im 16. Jahrhundert entdeckten die Engländer die Handglocken für sich, um das „Wechselläuten“ oder „Taktläuten“ auf Turmglocken unter besseren Gegebenheiten üben zu können. Hieraus entwickelte sich das Handglockenspiel, so wie wir es heute kennen.

Um 1850 besaß fast jedes englische Dorf einen Handglockenchor. Zu dieser Zeit gelangte die Handglockenmusik durch die Puritaner nach Amerika. Da die Kirchengemeinden in Amerika zur damaligen Zeit nur wenig Geld hatten, wurden die Handglocken auch als Orgelersatz gebraucht. Während  sich in England das Handglockenspiel bis 1945 vor allem  durch die beiden Weltkriege verlor, verbreitete sich das Handglockenspiel in Amerika zunehmend. Heute gibt es dort Tausende von Handglockenchören, die sich seit 1954  in der „American Guild of English Handbell Ringers“  zusammengeschlossen haben.

Nach Deutschland kamen die Handglocken durch die amerikanischen Besatzungsgruppen. die ersten Handglockenchöre wurden aber erst Ende der 70er Jahre gegründet. Heute gibt es in Deutschland ca. 30 Handglockenchöre.  Das Handglockenspiel ist eine Gruppenmusizierform, bei der jeder Spieler jeweils 2-6 Glocken bedient. Von allen Mitspielern wird große Disziplin, Konzentration und Einfühlungsvermögen verlangt, um zu einem ausdrucksvollen und gleichmäßigen Gesamtklang zu kommen. Vom einfachen akkordischen Begleiten bis hin zum konzertanten mehrstimmigen Spiel ist das Musizieren mit Handglocken möglich. Reizvoll ist auch die Begleitung von Soloinstrumenten mit Handglockenklängen.

 Der Klang der Handglocke

GlockenaufbauDie Tonerzeugung der Handglocke unterscheidet sich ein wenig der der anderen Glocken.

Durch die Verankerung im Klöppelstift kann sich  der Klöppel nur vor- und zurückbewegen. Somit  lässt sich der Klöppel besser unter Kontrolle halten. Er kann also nicht, wie bei gewöhnlichen Glocken,  frei umherschwingen. In der Ruheposition hängt der Klöppel nach unten, fixiert von zwei mit Fell  umhüllten Federn.

Wenn der Musiker die Handglocke mit einem  kräftigen Schwung aus dem Handgelenk in  Bewegung versetzt und der Klöppel gegen den Rand schlägt, erklingt ein Ton. Gestoppt wir der klare und obertonreiche Klang, indem der Musiker die Glocke am Körper abdämpft. Durch verschiedene Spieltechniken kann der Klang variiert werden.

Einige Verhaltensregeln beim Handglockenspiel

10 Thesen zum Wachrufen und Beherzigen

  1. Wichtig: Die Konzentration vor dem ersten Ton! Bildung des Gehörs und innerlichen Hörens. Das heißt: vor Beginn des Spielens die Einbildungshörkraft schärfen; Melodie und Harmonie müssen vorher in mir klingen.

  2. Die Freude verfeinert das Spiel. Das Wiederholen darf nicht ermüden oder unlustig werden.

  3. Angst, Aufregung, Lampenfieber verringern die Tonbildung, die Schwungkraft und somit das Klangvolumen.

  4. Jeder Ton ist wichtig – in den Pausen muss das Ohr dem Stück folgen

  5. Nie dürfen die Augen primär sein!

  6. Exaktes organisches, homophones Zusammenspielen = Hören, Schwingen, Lesen

  7. Musikalische Nuancen immer beachten. Forte und piano richten sich nach den Räumlichkeiten.

  8. Urteile nicht nach dem erstmaligen Hören über die Komposition.

  9. Das Hörempfinden kann sich verändern, z. B. durch ein Soloinstrument. Die Musikalität wird gesteigert, das Klangbild verfeinert.

  10. Pünktlichkeit und Instrumentenpflege nie vernachlässigen.